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Schwellkorpererkrankungen

Zu den Erkrankungen des Schwellkorpers mit moglicher negativer Beeinflussung der Erektion zahlen die Induratio penis plastic a, lokale Schwellkorperschad en nach Trauma oder Erkrankungen ohne eruierbare Ursache, aber auch Schaden infolge eines behandelten oder unbehandelten Priapismus. Kongenitale oder erworbene Penisdeviationen konnen ebenfalls zu KohabitationsstOrungen fiihren und werden in einem gesonderten Kapitel (Kap. 10.1.3) beschrieben.

Induratio penis plastica

Bei der Induratio penis plastica handelt es sich urn eine Erkrankung, die mit Bindegewebsvermehrung im Bereich der Tunica albuginea einhergeht. Die Ursache dieser Erkrankung ist unklar, ein Zusammenhang mit Traumen wird nicht gesehen. Auch ein Obergriff der Erkrankung auf den Schwellkorper, sonographisch gekennzeichnet durch Mikrokalzifikationen im Corpus cavernosum, ist bekannt. Anamnestisch berichten die Patienten tiber Penisdeviationen, meist nach dorsal, die zu Kohabitationsschwierigkeiten fiihren konnen. Bei der klinischen Untersuchung finden sich oft tastbare Knotenbildungen im Bereich der Thnica albuginea. Bei einer Koinzidenz der Induratio penis plastica mit einer erektilen Dysfunktion liegt meist ursiichlich eine venose Okklusionsstorung zugrunde (Abb. 4.3). Bei fehlendem Ansprechen auf intrakavernose Injektionen, das im Einzelfall durchaus gegeben sein kann, stellt die Penisprothesenimplantation eine Therapiealternative dar. In EinzeWUlen konnen auch rekonstruktiv chirurgische Eingriffe durch Kombination einer Peniskorrekturoperation mit resektorischer Venenchirurgie indiziert sein. (Weitere Einzelheiten zur Therapie der Induratio penis plastica siehe Kap. 10.1.3.)

Abb. 4.3. Pharmakokavernosogramm eines Patienten mit Induratio penis plastica und erektiler Dysfunktion, bedingt durch eine venose Okklusionsst6rung. Plaque durch Pfeil gekennzeichnet

Priapismns

Beim Priapismus handelt es sich um eine nicht durch sexuelle Stimulation induzierte Dauererregung, die willktirlich nicht unterbrochen werden kann. In der tiberwiegenden Zahl der Fiille bleibt die Ursache unklar (idiopathischer Priapismus). Bei hiimatologischen oder malignen Grunderkrankungen, aber auch bei entztindlichen Erkrankungen, insbesondere des ZNS (Lues!) oder medikamentos induziert konnen Priapismen auftreten. Die hiiufigste Priapismusform ist der Stasepriapismus, gekennzeichnet durch volliges Sistieren des Blutstroms im Corpus cavernosum. Der Zeitpunkt der Behandlung ist dabei von entscheidender Bedeutung. Nach 24sttindiger Dauer ist mit irreversiblen Schiiden im SchweHkorpergewebe zu rechnen (Abb. 4.4). Die hiiufigsten operativen Verfahren sind die Bildung eines glandulokavernosen Shunts nach Winter sowie die Anastomose der V. saphena magna mit dem Corpus cavernosum nach Grayhack. Bei der seltenen Form des High-flow-Priapismus (dopplersonographisch erhaltener FluB in den ProfundagefiiBen, kavernosographisch persistierender venoser Abstrom) wird auch die in Seldinger-Technik durchgefiihrte reversible Embolisation der A. pudenda interna mit Eigenblutkoageln ("clots") erfolgreich eingesetzt. Die medikamentose Behandlung der prolongierten Erektion wird in Kap. 9 dargestellt.

Harnrohrenruptur

Die erektile Impotenz ist neben der Harnrohrenstriktur (Abb. 4.5) und der Harninkontinenz die wichtigste Spiitkomplikation der meist infolge einer Beckenfraktur auftretenden hinteren Harnrohrenruptur. Die Hiiufigkeit des Auftretens eines partiellen oder vollstiindigen Verlustes der Erektionsfiihigkeit wird in der Literatur zwischen 3011,10 und 60% der Fiille angegeben [21]. Eine spontane Besserung soH noch in einem Zeitraum bis zu 4 lahren moglich sein. Durch primiir konservative Behandlung des Harnrohrenabrisses mittels Zystostomie und Katheterschienung der Anastomose konnte allerdings eine Verbesserung der postoperativen Impotenzrate erreicht werden. Gegenliber der operativen Revision mit primarer Harnrohrennaht wurden mit diesem Verfahren Impotenzraten unter 10070 publiziert. Neben der Behandlungsstrategie kommt jedoch auch dem Trauma selbst kausale Bedeutung flir die Entstehung der erektil en Dysfunktion zu. Insbesondere Verschltisse der A. pudenda interna (Abb. 4.6) stellen eine haufige Begleitverletzung von Harnrohrenrupturen dar. Aber auch nervale Beteiligungen im Sinne einer Beeintrachtigung der pudendalen Nerven konnen anhand pathologischer Bulbokavernosusreflexlatenzzeitmessungen (siehe Kap. 5) objektiviert werden. Die unauffallige neurologische Untersuchung bei pathologischem arteriellem ZufluB (Doppler, Angiographie!) und das Fehlen einer Okklusionsst6rung sind eine glinstige Voraussetzung zur Revaskularisationsoperation der PenisgefaBe bei jtingeren Patienten. Zusatzlich sollte erwahnt werden, daB auch stumpfe Traumen des Beckens oder des Perineums durch Verletzung der inneren Iliakal- oder PudendalgefaBe Ursache einer ErektionsstOrung sein k6nnen [12]. Gleichzeitig wird vermutet, daB stumpfe Traumen im Becken oder Perineum einen potentiellen Risikofaktor fUr die spatere Entwicklung einer arteriell-vaskularen erektilen Dysfunktion darstellen k6nnen [12].

Abb. 4.5 a, b. "Artifizielles Kavernosogramm" bei hochgradiger Harnrohrenstruktur im Miktionszystourethrogramm (Ftillung der Harnblase tiber suprapubischen Katheter mit Kontrastmittel). a Darstellung der hinteren Harnrohre bis bulbar, b Anfarbung des gesamten Schwellkorpers durch Ubertritt von Kontrastrnittel aus der Harnrohre

Abb.4.6. Selektive Darstellung der Arteria iliaca interna ohne Anfarbung der PenisgefaBe bei einem 40jahrigen Patienten nach Beckenringfraktur und HarnrohrenabriB (Abbruch des Kontrastmittels mit Pfeil markiert)

 

Autor: S. Alloussi E. Becht H.-V. Braedel , D. Caspari Th. Gebhardt S. Meessen V. Moll , K. Schwerdtfeger J. Steffens
Quelle: Erektile Funktionsstorungen , Diagnostik, Therapie und Begutachtung